Mittwoch, 26. November 2008
Was soll ich da noch sagen...
...mein letzter Beitrag ist über 3Monate alt - was für eine sträfliche Vernachlässigung! Na gut, ab und zu war's reine Faulheit; aber in den meißten Fällen hab' ich mich so angestrengt, mit Hilfe von diversen Trips auch noch das letzte MB meiner Speichermedien zu belegen, daß ich überhaupt nicht mehr in der Lage war, daß vollgeklickte Celluloid irgendwo auszustellen; und wenn ich nicht mit aktiver Fotografiererei beschäftigt war, sind wir die Planung der/des nächsten Trips angegangen. Alles in allem hab ich sehr abwechlungsreiche 3Monate verbracht, an denen ich euch ab jetzt wieder teilhaben lassen möchte. Jetzt ist übrigens der 25.11. - wenige Tage vor meiner Rückreise nach Deutschland.

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Sonntag, 10. August 2008
Der Reisende freut sich über ein Zuhause
Da ich zu mehrdeutigen Aussagen neige, will ich meinem Motto auch hier treu bleiben.

Bedeutung 1: 11.-21.09. komm ich nach Hause und ich freu mich sehr drauf.

Bedeutung 2: wenn wir nicht unterwegs sind, bleiben wir zu Hause. Über die unschlagbar profunde Stimmigkeit dieser (schwachsinnigen) Aussage hinaus, soll das heißen: ich kann behaupten, mich hier zuhause zu fühlen. Möglich macht das neben der Sprache vor allem aber die Tatsache, daß ich mittlerweile mehr als nur die unzähligen Clubs kenne. Letztere sind wohl wie in jeder anderen Stadt eigentlich nichts weiter als eine Anhäufung von Säälen, in die sich Teile der Gesellschaft auf der Flucht vor dem wahren Leben in eine - wenigstens kurzzeitig anhaltenede - Irrealität begeben. Bestes Beipiel: der Ort, an dem der Name Programm ist - "Drunk City". A priori zu wissen, daß ich irgendwann später diese vier Wände verlasse und den Haufen an Frauen mit in der Regel mehr als nur zwei operierten Körperteilen plötzlich gar nicht mehr so häßlich finde, macht mir fast schon Angst.

Nein, grade das tatsächliche Leben "der Leute" in Gdl von verschiedenen Seiten gesehen zu haben, bringt mich der Sache wesentlich näher - glaube ich; Hinterhöfe, Seitenstraßen und Plätze und Personen, die ein Expat von alleine wohl kaum zu Gesicht bekommt - danke Libia.

Schöne Grüße aus dem Land, in dem deine Arbeitskollegen nicht Wolfgang oder Peter heißen, sondern Jesus, Maria und Carlos Santana (der Siemensianer kann ab morgen nachschauen, daß der Namensvetter des berühmten Gitarristen, der im Übrigen auch aus GDL kommt, tatsächlich bei uns arbeitet)

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Tapalpa und Chapala
Gäste sind Gäste, weil sie sich nicht dauerhaft an dem Ort aufhalten, an dem sie Gäste sind. Sofern nicht mit Lethargie gestraft, wollen dieselben - Kay, Dirk und Frank - dann natürlich auch bespasst werden und so haben wir uns auf den Weg nach Tapalpa gemacht.

Sehr empfehlenswert ist das aus mehreren Gründen: getreu dem Motto der Weg sei das Ziel macht schon die Anfahrt über die Serpentinen einen Höllenspaß; vielleicht wars für meine Mitfahrer auch gar nicht schlecht, daß ich (=Motorradfahrer) diesmal keinen Schaltungswagen zur Verfügung hatte. So hielten sich die Beschwerden über Kurvengeschwindigkeiten in Grenzen:-).
Grund zwei: Tapalpa selber. Ein sehr schönes Dorf, daß sich glücklicherweise selber treu bleibt und sich nicht - im Gegensatz zu vielen andern Städten - dem Tourismus total verkauft. Also: keine aufdringlichen Straßenverkäufer und eine ungewöhnlich harmonisch-leise Atmosphäre.



Der Gesellschaftskritische in mir muß an dieser Stelle zwar bemerken, daß auch die Straßenverkäufer nur Ausdruck von Mangel an alternativen Möglichkeiten bishin zu Armut sind und ich als privilegierter Ausländer natürlich gut reden habe. Aber nerven tun die Jungs mich trotzdem - basta.

Grund drei: der Weg zum und der Anblick des tollen Wasserfalls





Wer das jemals nachahmen möchte, sei vorher gebeten, sich vernünftige Schuhe mitzunehmen; nach der Anfahrt auf Super-Offroadpiste - der Nissan-Platina dankts mir heute noch - stehen nämlich 45Minuten Abstieg bevor und hier gibts keine Gondel. Sehr schön!
Danke an Frank übrigens für dieses unvorbereitete Synchronbild mit Dirk!



Aber das Offroadabenteuer sollte noch nicht vorbei sein. Auf dem Rückweg wollten wir "noch mal eben" am Lago de Chapala vorbei. Nicht die 3Stunden Anfahrt an sich sind erwähnenswert, sondern die Straße, über die das bewältigt wurde. Begünstigt durch die Regenzeit und ausgetrickst durch die Karte, die den Eindruck machte, als führen wir auf einer Bundesstraße, brauchten wir für 10km eine Stunde. Wenn ich beim Fahren überhaupt irgendetwas mehr sehen konnte als die Straße unmittelbar vor dem Wagen und vielleicht noch den heroisch vorausfahrenden Frank, war ich froh. Denn dann konnte ich gelegentlich vermeiden, in die metergroßen Schlaglöcher zu fahren. Sowas wollte ich ja immer schonmal gemacht haben - aber dann doch eher mit nem Jeep als mit nem französischen Kleinwagen mit asiatischem Label.

Am See angekommen, blieb uns auch gar nicht mehr viel als zu futtern, noch nen kitschiges Foto zu schießen und uns Richtung Heimat aufzumachen.

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El Distrito Federal
...oder einfach nur el DF ist der Name der Hauptstadt. Warum ich das erwähne, ist wohl nicht erklärungsbedürftig: der nächste Flug stand an und diesmal sollte es in die Höhle des Löwen gehn - in die bevölkerungsreichste Stadt der Welt.

Von vornherein klar war, daß das, was wir hier erleben nur Vorgeschmack oder eben abschreckendes Beispiel sein konnte. Zu versuchen, auch nur 10% des Sehenswerten an einem Wochenende abzugrasen, dürfte Illusion bleiben.

Anreise war Freitagabend in das - standesgemäße - Holiday Inn - direkt am Zocalo, dem Zentralplatz der Stadt. Die Aussicht von der Frühstücksterrasse auf denselbigen am nächsten morgen:



Vorher sollten wir aber erfahren, was uns immer so verheißungsvoll über den Verkehr in der Stadt erzählt wurde. Im Gegensatz zu Meiko - Arbeitskollege, der in seiner Auslandsstation in Peking ist - konnte ich davon keine Fotos machen; ich hatte einfach zu viel Angst um mein körperliches Wohl! Denn die Chilangos sind ein Volk von Menschen, das - soviel ist sicher - noch NIE eine Fahrschule betreten hat, geschweige denn das Wort überhaupt kennt. Alleine auf dem 20-minütigen Weg in unserm Taxi-Panzer (Gott sei Dank) vom Flughafen zum Hotel haben wir mindestens 4Situationen erlebt, die ich in Deutschland als Fast-Unfall beurteilen würde; das Millimeter-Gedrängel im Stau noch nicht mitgezählt.
Bei all dem kommt ein Effekt zum Tragen, den ein deutscher Autofahrer schon aus reiner Liebe zum Fahrzeug in der Heimat wohl nur selten zu spüren bekommt: aus der Annahme heraus, daß alle auf alles aufpassen, was auf der Straße passiert, kann ich ohne zu schauen in irgendeine Himmelsrichtung wechseln. Sollte mir auf diesem Weg die Festkörper-Physik irgendwelche Grenzen setzen, wird mich dieser Festkörper schon vorher drauf hinweisen...mittels Hupen, Winken, Mittelfinger oder sonstwie.

Also im Hotel angekommen, Koffer weg und Libia abgeholt.

Vorgesorgt für das Orientierungswohl hatten wir gleich zweifach: per Informantin Antje, die sich seid ein paar Monaten in diesem Moloch aufhält und per Danilo - ein Original aus der Hauptstadt, den ich während meines Sprachurlaubs in Playa del Carmen ganz zu Anfang kennengelernt hatte.
Das erste, was wir am Samstag gemacht haben, ist erstmal den Touri raushängen lassen: auf dem Plan stand "Pyramiden in Teotihuacan" anschauen. Obwohl natürlich von vornherein klar war, daß wir wohl kaum die einzigen sein würden, hats Spaß gemacht. Zum einen, weil's beeindruckend ist, zum andern, weil's touristisch nicht so ausgeschlachtet wird wir Chitchen Itza (Maya-Pyramiden in Yucatan).



Abends hatte Antje uns eine richtige Landesspetialität ausgesucht: eine Bar mit dem exotischen Namen "Berlin". Dort gab es Getränke aus der fernen Heimat und eine Live-Band, deren Sänger mich daran erinnert hat, daß Joe Cocker auch mal jung gewesen sein muß.

Was ich mir vorher kaum hätte träumen lassen, wird nicht nur in Gdl umgesetzt, sondern auch in DF. Sonntags sind große Straßenzüge bis nachmittags gesperrt und ausschließlci vorgesehen für Fahrradfahrer, Fußgänger, Skater oder sonst wen, der sich unmotorisiert bewegt. Du kannst plötzlich an Stellen Fotos schießen, an die sich sonst nur Suizidgefährdete oder Betrunkene begeben und das Ganze macht irgendwie einen unwirklichen Eindruck.
So verging dann auch der Sonntag mit der zu-Fuß-Entdeckung der Stadt, einer Tour im historischen Zentrum und ein paar Fotos, deren Wolkenszenario auf mich im Nachhinein den Eindruck macht, als sei ich mit dem Rückflug der Hölle grade so entkommen.



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Sonntag, 13. Juli 2008
Monterrey
Natürlich reicht ein We nicht aus, um unsern Entdeckerdurst zu stillen und so haben wir das Nächste gleich damit verbracht, in einer der Städte in Mexiko zu fliegen, die sich dem american way of life wohl mit am besten angepasst haben: Monterrey.

Woran man das u.a. sieht? Dieses Foto stammt von einem Podest in Monterrey, auf dem eine mexikanische Flagge gehisst wurde, die so groß ist - Oberfläche hab ich vergessen - daß der Stoff alleine 250kg wiegt! Keine Erwähnung bedarf, daß dieses überflüssige Stück Patriotismus kilometerweit zu sehen ist - manchmal sind sie also viel näher an ihren Erbfeinden dran als sie sich wünschen.



Was vermittelt das Bild sonst noch? Zunächst mal nen falschen Eindruck. Denn 1Stunde nach verlorenem Finale: wie hätten wir da glücklich sein können?!
Naja, ansonsten war das We aber das, was man sich unter der perfekten Party vorstellen kann. Im Speziellen für mich war's ein sehr Angenehmes; mehr als "Viva Pocahontas-Fanclub" sag ich dazu nicht:-)...

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Manzanillo


Schließlich aber endlich gehts wieder los - 3Wochenenden hintereinander sollten wohl ausreichend sein, um die Batterien wieder aufzuladen, die sich März, April und Anfang Mai kontinuierlich entladen hatten.
Außerdem hat Frank Gäste und die wollen bespaßt werden - also gehts auf nach Manzanillo an den Pazifik.

Mit stattlichen 8Leuten machen wir uns auf den Weg, auf dem uns nur eine Sache nicht verbindet: König Fußball. Sämtlichen 4Mädels ist das Leder - ausgerechnet jetzt, wo Deutschland doch gegen die Osmanen ran muß - sowas von Wurscht...soviel Verständnis hab ich noch nichtmal im ZGZ gelernt!

Demnach verbringen wir das We minus 2Stunden einhellig miteinander; 2Stunden, in denen jeder das tut, was er am besten kann. Wir: essen, Bier trinken und unqualifizierte Kommentare abgeben zu einem Spiel, daß uns meinem Traum ein Stück näher bringen sollte...wer jetzt an den Titel denkt: nein - Integration mein ich. Als Ausländer - wenn auch Privilegierter - mach' ich mir da mehr Gedanken drüber, als noch zu Zeiten meiner türkisch-stämmigen Exfreundin. Von dem Integrationskuchen, den wir hier erleben, könnte sich das ein oder andere Volk noch ne große Scheibe abschneiden.
Aber was haben eigentlich die Mädels gemacht? Wie gesagt: das, was sie am besten können - nähere Beschreibung unnötig.

Ganz unoportun bin ich übrigens alkoholfrei am Freitag um 1h ins Bett gegangen. Nicht, daß ich krank gewesen wäre; ich wollte bloß um 7h aufstehen. Genauso wie vermutlich die meißten Leser, haben mich übrigens auch meine Reisebegleiter angeschaut: WIE BITTE, 7h - was solln das?!
Ich hatte mir im Vorfeld zwei Strände rausgesucht, an denen ich nen Paar Bilder schießen wollte und das sollte möglichst ohne gestrandete Waale und Sonnenschirme geschehen. Gut: beide Strände sollten laut Beschreibung sehr gut versteckt sein und im Laufe meines 5stündigen, morgendlichen Trips mußte ich ich auch verstehen lernen, daß gut versteckt wirklich gut versteckt heißt. Gefunden hab ich nämlich alles mögliche - inclusive am Straßenrand vergessenem toten Pferd - nur nicht die Strände. Aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und so hab ich eben ein paar Kilo CO2 mehr erzeugt und meinen Erkundungsweg verlängert. Einen Moment lang hab ich beim Anblick des folgenden Schildes auch gedacht, ein bischen übertrieben zu haben:



So konnte ich eben auf modernes Celluloid bannen, was mir in den Weg kam, mich gegen Nachmittag wieder zurück auf den Weg Richtung Hotel machen und dort am Strand meinem Schlafdefizit Tribut zollen.



Folgen sollte hier noch der ein oder andere Tequila am Abend, ein Jetskifahrt und das besagte Fußballspiel.
Zuletzt bleibt mir nur noch zum Jetskifahren zu sagen:
Spaß machts ja schon; aber ich kann mich einfach nicht dagegen wehren, daß mir der Einsatz und das Ausnutzen von dem, was mir natürlich in Form von Wind zur Verfügung gestellt wird, mehr Spaß macht.
Nur, um das klarzustellen: ich bin trotzdem kein Grünen-wähler:-)...

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Ums mal musikalisch auszudrücken...
...werd ich grad eine kleine bridge einbauen.

Was mein Kite angeht, kann ich mir nicht vorwerfen, mir keine Mühe zu geben. Auf YouTube kenn ich mittlerweile alle diesbezüglichen Videos auswendig und ne Lehr-DVD hab ich mir auch bestellt. Sie ist vom Gott der Welle, Robby Naish, fast persönlich auf den weiten Weg verschickt worden und bis heute noch nicht bei mir eingetroffen. Weiß der Geier, welche mexikanische Zollbeamte sich jetzt zuhause damit vergnügt?!
Außerdem hab ich mein Zeug schon dreimal mit ans Meer "geschleppt" - na gut, außer einem in Vergleich zu Windsurfen oder Wellenreiten vergleichsweise kleinen Board und einem 5kg-Rucksack mit der restlichen Ausrüstung brauchst du auch nicht viel. Das hat mir aber auch nicht dabei genutzt, dem Wettergott auf die Sprünge zu helfen und mir Wind zu besorgen. Bisher, im Resumee, bleiben meine Bemühungen also guter Wille...wohl ganz natürliche Hindernisse auf dem Weg an die Weltspitze...bis Mitte Juni.

Zum einen hege ich seitdem die unerbittliche Hoffnung, bei meinem ersten Trip ans Meer in Michoacan mehr Erfolg zu haben. Zum andern hat mich Brenda auf die Lernüberholspur gelenkt. Womit? Mit ein paar Links, die das Leben in Gdl schöner machen: grobe 30 Autominuten von der Arbeit Richtung Süden gibt es eine ausgetrocknete Lagune. Nach erster Besichtigung war ich mächtig beeindruckt - das Ganze gleicht einem Wüstenabschnitt von 8-10km Länge, der flach und langezogen direkt an der Autobahn liegt; ideal für die nächsten Gehversuche.
Wenn mich also nicht die Regenzeit davon abhält, nach der Arbeit hinzufahren, hab ich dort, wenn auch muttersöhnchen-seelenallein, meinen Spaß - danke Brenda!

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