Sonntag, 27. April 2008
Die ersten Arbeitstage
Da gab es ein paar, die gut vorbereitet waren; dazu zählte die Sekretärin meines Chefs. Worauf sie aber nicht gefasst, war: daß andere nicht vorbereitet sein würden. Letztere haben die Gute bei der Frage, ob den für mich kommunikationstechnisch alles eingerichtet sei, mit treffsicherer Glaubwürdigkeit glatt angelogen. Es stand also noch nicht einmal ein Schreibtisch parat, geschweige denn ein Telefon oder gar ein Netzwerkanschluß.
Lehre Nr.2 nach der Flughafenerfahrung: der Hinweis aus der Vorbereitung, es gäbe hier 1000 Wege "ja" zu sagen und "nein" zu meinen, hat sich umgehend bewahrheitet.

Was ich hier verbreche: ich darf mich als Assistent des Werkleiters einer Motorenfabrik mit grob 900Angestellten austoben. In der Funktion darf auch gleich mal alle möglichen Mexikaner ärgern. Macht aber ne Menge Spaß (gut, nicht zwangsläufig das Ärgern), da ich bisher mit allen super zurecht komme und von meinem Chef - selber Deutscher - ewig viel lernen kann. Dummerweise hat dann aber auch der Arbeitstag regelmäßig zwischen 10-13Stunden. Mal schauen, wie lang das so bleibt, aber die nächsten 2monate wird's wohl noch Alltagszustand sein.

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Von Cancun nach Guadalajara
Irgendwann ist auch der längste Urlaub mal vorüber und wie gesagt, hielt mich nicht mehr wahnsinnig viel im Touristenmekka.

05.04: nach durchzechter Nacht nehm ich den Flieger von Cancun zunächst nach Mexiko City. Wie dumm, daß ich nach dem Kauf meiner Kite-surfausrüstung über sagenhafte 7Gepäckstücke verfüge!

Erste Aktion war also, zwei davon mit DHL nach Guadalajara zu schicken. Ganz geheuer war mir das nicht angesichts der Dinge, die ich über mexikanische Postwege gehört habe; auch, wenn DHL prinzipiell ein deutsches Unternehmen ist. Nachdem ich aber wenige Tage später die Sachen wohlbehalten und vollständig wiederbekam, hatte sich ein Klischee mehr in Luft aufgelöst. Naja, wenigstens zur Hälfte: wie ich erfahren habe, sind meine Postkarten in Deutschland bis heute nicht aufgetaucht:-)...

In D.F. (Mexiko City heißt auf spanisch Mexiko D.F. und der Einfachheit halber werd ich ab hier diese Abkürzung verwenden) mußte ich bloß noch das Terminal wechseln und auf meinen Anschluß nach Gdl warten (ach ja, wo ich grad beim Abkürzung erklären bin: Gdl steht - wer hätte es gedacht - für Guadalajara).

Da ich nicht behaupten kann, frei von Vorurteilen zu sein, diese Geschichte:
ich sitze am Abflugterminal nach Gdl mit Laptop und prompt setzt sich ein Typ neben mich; 30Jahre, 3-Tage-Bart und fängt an, mich auszufragen. Nun hab ich u.a. zwei Dinge über Mexiko im Vorhinein erfahren: daß die Menschen hier sehr mitteilungsfreudig sein sollen und in den seltensten Fällen nach Erlaubnis fragen, mit dir zu reden. Na gut, dachte ich mir: will ich mal nicht den Finnen spielen und antworten. Da war aber noch die zweite Sache: paß in D.F. bloß auf deine Sachen auf, sonst sind sie schneller weg, als du gucken kannst! Von spontanem Mißtrauen überrumpelt, schau ich mich also erstmal um, wer noch so alles um uns herum sitzt und meinen neuen Freund vielleicht kennen könnte. Niemand zu sehn...
5Minuten Gespräch hab ich gebraucht, um mein - wie sich hinterher herausstellte - unbegründetes Mißtrauen abzulegen. Also Lehre1: der Kollege wollte sich tatsächlich nur unterhalten und nebenbei sich selber und mir die Zeit vertreiben.
Kaum sitz ich im Flieger - mein erster Gesprächspartner saß 10Reihen weiter - werd ich von einem Geschäftsmann namens Oskar angesprochen.
Nach viel hin und her über die üblichen Themen Fußball, Europameisterschaft und deutsche Autos - hervorragende Waffe übrigens, um sich mit noch so langweiligen Menschen für mindestens 1-5Stunden die Zeit zu vertreiben - lädt er mich fürs nächste Wochenende zur Geburtstagsfeier seiner Freundin ein und besteht mehrfach auf der Einhaltung. Kein Thema , bin dabei! Warum: im Gegensatz zu den Erfahrungen, die ich mit einigen "Gringos" - so heißen hier alle, die nördlich der Grenze zu den USA wohnen - gemacht habe, gewinn' ich den Eindruck, tatsächlich, ehrlich, gewollt und mit Freude eingeladen zu werden und nicht, weil jemand sich aus irgendwelchen Gründen dazu verpflichtet fühlt, ohne es ernst zu meinen.

50Minuten nach Start in D.F. landen wir schon in Gdl und das erste, was mich hier auf 1500m erwartet sind 30° um 8h abends und 6Millionen Menschen, von denen die eine Hälfte am Flughafen auf die Andere zu warten scheint:-). Bloß schnell das Taxi nehmen!
Bei meinem Fahrer hab ich das Gefühl, daß er früher viel Autoscooter gefahren ist. Jedenfalls hat mich noch nie jemand gebeten, mich beim Einpacken der Sachen doch bitte zu beeilen, beim Abfahren fast nen Unfall gebaut und das Gaspedal während der habstündigen Fahrt bedient, als sei es die Pumpe, mit der er seine Luftmatratze aufblasen will. Aber nachdem ich mir für einen kurzen Zeitraum vorkam wie ein Wackeldackel, bin ich wohlbehalten an unserem Gebäude angekommen. Plural wird hier absichtlich verwendet, um zu beschreiben, daß außer mir noch Astrid, Kathrin und Frank als Siemensianer in Apartments der Anlage wohnen.

Nachdem ich eigentlich dachte, müde zu sein, wurde ich von meinen Landleuten eines besseren belehrt. Ich glaub, es war 5h, bevor ich ins Bett gegangen bin und 3Stunden später wieder aufstehen mußte; hatte ich mich doch von einer netten Damen der Wohnungsagentur vor ein paar Wochen zu einer Stadtführung verpflichten lassen.

Irreführend ist an dieser Stelle vielleicht das Wort "Stadtführung". Bei einer Stadt mit 6Mio. Einwohnern , wußte ich hinterher grad' mal, wo ich hingehen soll und wo lieber nicht, wo die Fabrik steht, in der ich arbeite und wo ich den nächsten Kaffee, Sushi, Tortilla oder sonstwas zu Futtern bekommen würde.

Nicht schlimm, ich wollte ohnehin eigentlich nur noch schlafen:-)...

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Dienstag, 22. April 2008
Alle fangen irgendwie mal an...
...und manche machen erstmal Urlaub...

Um alle zusammen auf einen Stand zu bringen, fang ich mal ganz vorne an:

Nachdem ich den ersten Teil des Urlaubs auf der Lieblingsinsel der Deutschen verbracht hab, gings erstmal wieder zurück nach Nürnberg: Koffer umpacken, Wohnung abgeben und 1Tag später (22.03.) ab Richtung Playa del Carmen - bei Cancun - für die kommenden 2Wochen: alles auf den 24Stunden Reise lief glatt; nur der Portier des Hotels, vor dem ich um 2h nachts stand, wollte einfach nicht aufwachen:-). 10Minuten später, nachdem von der Klingel vermutlich schon das halbe Hotel wach war, hatte aber auch das sich erledigt.

5Stunden Sprachkurs standen hier täglich auf dem Programm und meinen heiß ersehnten Kitesurfkurs hab ich auch bekommen. Da ich den Sport einfach genial finde, hab ich meinen Lehrer direkt mal altes Zeug abgekauft und werd mich künftig weiter ans Üben wagen. Spätestens übernächstes We solls dann nämlich nach Puerto Vallarta an der Pazifikküste gehn. Das ist zwar wassertechnisch unvergleichbar kälter und rauer, aber wenn störts:-)?!
Das mit "der Party" in Playa war letztlich gar nicht so einfach; denn 5Stunden lang konzentriert zu sein - 2Stunden davon Einzel-Konversations-Unterricht - ist gar nicht so einfach bei <5Stunden Schlaf. Ich hab's also auch hier nicht allzu sehr krachen lassen. Abgesehen davon wollte ich ja auch noch nen bissl was von der Gegend sehen. Um ehrlich zu sein, war ich nach ein, zwei Tagen gar nicht mehr so wahnsinnig motiviert dazu: was Mallorca für Europa, ist Playa del Carmen für Amerikaner - nach 2Wochen bin ich froh gewesen, keinen Massentourismus mehr ertragen zu müssen.
Was hab ich mir also im Kompromiss aus stillschweigendem Protest gegen Massentourismus und meinem schlechten Kulturgewissen vorgenommen? Eines der modernen Weltwunder - Chitchen Itza und auf der Rückfahrt noch eine Cenote - eine Art überdimensionales "Wasserloch"; wirklich beeindruckend!

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